Kolumne: B64n - Warum die Umgehungsstraße gut für Herzebrock-Clarholz wäre

Kolumne: B64n - Warum die Umgehungsstraße gut für Herzebrock-Clarholz wäre

Kolumne: B64n - Warum die Umgehungsstraße gut für Herzebrock-Clarholz wäre.

Autor: Daniel Biniasch (Instagram - E-Mail) Wer in Köln seinen Führerschein macht, der ist im späteren Leben als Autofahrer mit vielen komischen Situationen im Verkehr vertraut. Damals habe ich behauptet, dass in Köln die Autohupe erfunden worden ist. Bis ich 2011 nach Frankreich gefahren bin. Ein 7 spuriger Kreisverkehr am Triumphbogen, dazu die Einstellung französischer Autofahrer, dass eine Stoßstange wirklich eine Stoßstange ist… hört mir auf. Krieg auf der Straße. Als ich ins beschauliche Herzebrock zog, freute ich mich auf ruhigere Stunden im PKW. Ok, vielleicht muss ich täglich 1 ½ Stunden nach Bielefeld und zurück pendeln. Aber hier kann es doch unmöglich so anstrengend und nervenaufreibend sein, sich mit dem Auto fortzubewegen? Also im Vergleich zum Kölner Berufsverkehr. Man steigt morgens ins Auto. Im Gepäck den Kaffee2go, gute Laune und die Hoffnung auf einen besinnlichen Start. Wie schön ruhig es doch morgens um 7 Uhr in dieser Gemeinde ist! Man kann sogar die Vögel zwitschern hören. Herrlich. Doch dann Attacke Richtung B64. Ich fahre von der Bahnhofsstraße auf die Bundesstraße. Warum? Nehme ich die Gildestraße und hoffe auf eine günstige Ampelschaltung an der Kreuzung, dann kann man nur ein Stoßgebet gen Himmel schicken - HOFFENTLICH sind da gerade nicht die Bahnschranken unten. Wie lange man dort stehen KANN, wenn man als Linksabbieger auf die B64 will… jeder der da morgens lang fährt weiß was ich meine. Bahnhofstraße ist nicht weniger unangenehm. Auto reiht sich an Auto. 40-Tonner an 40-Tonner. Dazwischen Schulkinder, Schülerlotsen und Baustellen. Ich stehe dort meistens morgens so lange, bis ein Schulkind endlich die Fußgänger-Ampel betätigt. Oft die einzige Möglichkeit, sich ins Gedrängel zu schieben. Oder ein rücksichtsvoller Autofahrer winkt dich mit all seiner Güte rein. Probleme mit der kölschenen Infrastruktur war ich ja gewohnt. Aber wir reden ja auch hier von einer Millionenstadt. Und seitdem Frau Oberbürgermeisterin Reker am Ruder sitzt, ist da eh Hopfen und Malz verloren. Wer in Zeiten der alles bestimmenden Klimakrise empfiehlt, dass Schiffe auf dem Rhein doch bitte ein Tempolimit bekommen, dem ist eh nicht mehr zu helfen. Wahrscheinlich schon bei dem „eine Armlänge Abstand“-Regelungen. Vorschlag einer Beamtin für Frauen, die sich so vor sexuellen Übergriffen schützen sollen. Alles klar. Zurück zu unserer schönen Gemeinde. Auch wenn ich nicht von hier komme, so sehe ich mich trotzdem in der Pflicht, mich mit meinem Umfeld auseinander zu setzen. Das gilt auch für die örtlichen Begebenheiten. Und vom ersten Tag an sehe ich die B64 als das an was sie ist. Eine viel zu vollgestopfte Straße, die zu allen Überdruss auch noch durch diverse Dörfer führt. „Durchfahrtsdorf“ – gilt für alle, die nicht in einem Durchfahrtsdorf wohnen, richtig? Mein erster Gedanke war: „Muss sowas sein“? Natürlich war ich von Anfang an informiert über eventuelle Pläne über die heiß diskutierte Umgehungsstraße B64n. Zu meinem erstaunen stellte ich fest, dass die meisten der hiesigen Bürger doch eher dagegen sind? Hä? Verstehe ich nicht. Jeder der ein Auto besitzt, Kinder hat, die entlang der B64 irgendwie zur Schule kommen müssen oder sich objektiv mit der gefährlichen Verkehrssituation in Herzebrock-Clarholz auseinander setzt, kann doch eigentlich gar nicht zu einem anderen Entschluss kommen, dass die B64n gebaut werden muss! Wir reden hier doch noch nicht mal über das WIE - Über den genauen Straßenverlauf, über diverse Regelungen für Grundstücksbesitzer, über bestmöglichen Schutz der Natur und und und… Doch sind wir immer noch in der Debatte, ob dies überhaupt passieren soll? Wirklich? Es gibt Dinge, da bin ich froh wenn die Bevölkerung bis ins kleinste Detail eingeweiht wird. In Pläne, Bauvorhaben und allerlei anderen Dingen. Aber es gibt auch Themen, da erwarte ich von der Politik ein einvernehmliches handeln. Und zwar dann, wenn es sich um Dinge handelt die wirklich ganz offensichtlich dem Großteil der Bürger zu Gute kommen. Für mich gibt es da keine 2 Meinungen. Und ich frage mal objektiv in die Runde: „Wer würde sich nicht über weniger Verkehrsaufkommen auf der B64 freuen?“. In heutigen Zeiten sind solche Vorhaben schwer. Jeder ätzt und klagt gegen jeden. Legt Protest ein. Widerspruch folgt auf Widerspruch. Geld ist sowieso nie da. Mir tun Entscheidungsträger leid. Es wird ihnen nicht einfach gemacht. Selbst bei bereits genehmigten Bauvorhaben kommt bestimmt irgendwo noch jemand her, der meint es könnte ein seltenes Tier in seinem Lebensraum gefährdet werden. Und so zieht sich eine Planungsphase über Jahre. Wenn nicht sogar Jahrzehnte. Und wird dann doch irgendwann die Schüppe in die Hand genommen, dann kann man bei solch großen Projekten nochmals Jahre einkalkulieren. Damals in den 60er und 70er Jahren. Die goldenen wirtschaftlichen Zeiten in diesem Land – es wurde gebaut, gebaut, gebaut. Fährt man die A40 hinter dem Pott über dutzende Talsperren und aufwendig konstruierten Brücken – damals alles in einer wirklich anderen Geschwindigkeit vollzogen als es heute der Fall ist… wenn es denn mal genehmigt wird. Damals redete man nicht Jahrelang… man MACHTE. Den in Deutschland flächendeckenden Ausbau der Bundesstraßen und Autobahnen. Eine Infrastruktur als Fundament für Wohlstand und Innovation. Und heute? Ersticken wir alles im Keim, stagnieren wir in Bürokratie und ruhen uns auf Lorbeeren aus, die vor Generationen vor uns erbracht worden sind. Ich will das Dorfleben nicht auf das gesamte Land skalieren, dennoch ist es im kleinen Maßstab ähnlich wie im großen Maßstab. Fortschritt bedeutet auch mal Veränderung. Das sich speziell Menschen in OWL an festen Strukturen festkrallen und in einer Meinung verharren „Einmal gut, immer gut“, ist mir persönlich auch nicht erst einmal begegnet. Ja, diese Region hier hat viel richtig gemacht und ist nicht zu Unrecht einer der wirtschaftlich stärksten Regionen in diesem Land. Aber soll man nicht alle mit anpacken, dass dies auch so bleibt? Es fängt an mit einer funktionierenden Infrastruktur. STAU ist kein Fortschritt. Und wehe das Amazon-Lager nimmt seine Arbeit auf – der Verkehr wird nicht weniger. Alles ist im Wandel. Schneller denn je. Abgehängt zu werden ist doch eine Option, oder? Ja, so eine B64n wird ein großer Eingriff in die Natur. Ich glaube es gefällt keinen Haus- und Grundbesitzer auf eine Bundesstraße gucken zu müssen, wo heute nur das weite der Felder zu sehen ist. Aber MUSS auf einen Einzelnen Rücksicht genommen werde, der das große Ganze gefährdet bzw. blockiert? Hier sollte doch mit fairen Ausgleichszahlungen auch mal der Sack zu gemacht werden. Wozu endlose Debatten führen sieht man doch, wenn man Richtung England blickt. Stagnation. Stillstand. Resignation. Wir leben in einer Demokratie. Es muss sich gezankt werden. Es muss heiß diskutiert werden. Das erwarte ich von Politikern, egal ob auf dem Dorf oder im Bundestag. Doch es muss der Kompromiss gefunden werden, persönliche Eitelkeiten hinten anstehen und das Wohl des Volkes im Blick gehalten werden. Heute haben 16jährige Teenager mehr Einfluss auf das aktuelle Geschehen wie Experten und Politiker zusammen. Warum? Weil es Tradition in diesem Land geworden ist viel zu reden – und wenig zu handeln. Was das für Auswüchse haben kann, das darf man jeden Tag in den Nachrichten „bewundern“. Eine Gesellschaft spaltet sich, und es gibt immer weniger Mitmenschen die in der Lage sind diese Gräben zu flicken. Wenn man schon in einem Dorf oder Gemeinde auf keinen grünen Zweig kommt, wie kann man erwarten, dass es im Land funktioniert? Denken wir global – wie gehen wir GEMEINSAM die großen Aufgaben unserer Zeit an? Eine Umgehungsstraße zur B64? Finde ich gut. Natürlich mit größtmöglichem Augenmerk auf Natur, Mitmenschen und allem was dazu gehört. Doch man sollte sich einigen. Im Sinne für DAS, was OWL groß gemacht hat – Fortschritt! P.S.: Es handelt sich hier um eine subjektive Meinung. Andere Meinungen sind allseits Willkommen. Es lebe der Dialog. Auch im sturen und wortkargen Ostwestfalen.

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