Leserbrief: "Appell an die Ratsfrauen und Ratsherren der Gemeinde Herzebrock-Clarholz"

Leserbrief: "Appell an die Ratsfrauen und Ratsherren der Gemeinde Herzebrock-Clarholz"

Leserbrief und Bild von Heinrich Brummelte, Herzebrock-Clarholz.

Appell an die Ratsfrauen und Ratsherren der Gemeinde Herzebrock-Clarholz

Sehr geehrte Ratsfrau, Sehr geehrter Ratsherr, nach lebhaften Diskussionen mit Mitgliedern des Vereins ‚Kulturlandschaft Sundern-Samtholz-Brock e.V.‘ schreibe ich Ihnen heute ein paar Zeilen, die damit beginnen sollen, dass ich Ihnen zunächst meinen Respekt für Ihre durchaus engagierte Arbeit in vielen kommunalen Bereichen bekunden möchte. Mit Blick auf Ihr Engagement und Ihre Sachkompetenz schreibe ich Ihnen allerdings auch, um Ihnen zugleich eine sehr dringliche Bitte vorzutragen. Meine Bitte lautet: Nehmen Sie eine ausreichende Portion Zivilcourage in die Hand und überdenken Sie noch einmal Ihren Entscheidungsprozess zur B64n, einschließlich des aktuellen Antrags auf nachträgliche Bewilligung einer halben Million Euro für den Lärmschutz für ein hoch umstrittenes Straßenbauprojekt. Und tun Sie das bitte mit nachdenklichem Blick auf die Tragweite, die Verantwortung und die Nachhaltigkeit Ihres Handelns. Unser gesunder Menschenverstand und die weltweit gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse fordern von uns dringend ein notwendiges Umdenken: Immer höher, immer weiter, immer schneller; …wie hoch denn nun, wie weit denn am Ende und wie schnell haben wir die Ressourcen, die wir doch unseren Kindern und Enkelkindern überlassen wollten, einfach gedankenlos verbraucht und vergeudet? An dieser Stelle braucht es Mut, Einsicht und einen klaren Kopf, um all das, was uns so sehr bewegt, in Worte zu fassen! In einer endlichen Welt kann man, wenn man es denn begreifen möchte, nicht unendlich wachsen. Das einzige, was unendlich wächst, das ist eine lebensvernichtende Krebszelle! Sonst nichts! Der Mensch lebt nicht vom Asphalt einer B64n allein. Der Mensch lebt auch vom Brot, das uns unsere Äcker seit unendlich langer Zeit über Generationen schenken. Vielleicht finden Sie als Vertreter des Gemeinderates und wir als besorgte und nachdenkliche Bürgerinnen und Bürger doch einen gemeinsamen Weg zur Entschleunigung, vielleicht schaffen wir es, dem Beton, dem Asphalt und dieser irreversiblen Vernichtung unserer Umwelt zu sagen: Wir wollen das nicht! Wir dürfen das nicht! Eine neue Wahrnehmung der Notwendigkeiten in unserer Welt ist dabei, sich unaufhaltsam zu etablieren. Alles ist im Wandel, der Klimawandel und die notwendige Nachhaltigkeit unseres Handelns sind längst in den Köpfen der Bevölkerung angekommen. Auch in den Köpfen vieler Menschen in unserer Gemeinde. Das gilt für die Bürger von Herzebrock und das gilt für die Bürger von Clarholz. Noch einmal neu, kritisch und zugleich ergebnisoffen sich den Herausforderungen einer Zeit zu stellen, in der unsere Kinder am Ende erwachsen sind und an unserer Stelle stehen, das wünschen wir uns von einem verantwortungsbewussten Gemeinderat. Wenn wir einen offenen Blick in Richtung Beelen und auch in Richtung Telgte wagen, dann könnte man meinen, die Sonne ginge im Westen auf, nicht im Osten. Neuerdings geht die Sonne auch im Osten auf: In Bielefeld, Gütersloh und Rheda haben Bürgermeister und Räte sich gegen den Ausbau der B61 ausgesprochen. Lassen Sie uns den Nachbargemeinden zeigen, dass auch wir in Herzebrock-Clarholz vergleichbar nachdenklich und mit ebenso viel Weitsicht und Mut zu dem stehen, was wir tatsächlich in unserem Innersten empfinden: Wir brauchen Veränderung im Denken, im Entscheiden – andernfalls wäre der Preis, den wir für die Realisierung eines höchst umstrittenen Straßenbauprojekts zu zahlen hätten, viel zu hoch! Wenn man es ganz genau nimmt, dann ist unsere Bitte nicht nur eine Bitte, sie ist zugleich ein unüberhörbarer Hilferuf, ein eindringlicher Appell an die Vernunft. Gedankenstifter dieses Briefes ist - wie erwähnt - der Verein ‚Kulturlandschaft Sundern-Samtholz-Brock e.V.‘, dem ich seit einiger Zeit angehöre. Wir sind schon sehr viele, und das Schöne daran ist, wir werden immer mehr, immer mehr. Einer von ihnen bin ich, und ich grüße Sie, sehr geehrte Ratsfrau, sehr geehrter Ratsherr, freundlich. Heinrich Brummelte Leserbriefe müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen, die sich das Recht auf Kürzung vorbehält.

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