Leserbrief: „Quarantäneregelung und Folgen für Kinder und Familien“

Leserbrief: „Quarantäneregelung und Folgen für Kinder und Familien“

Leserbrief von Ruth Vielstädte, Herzebrock-Clarholz

Quarantäneregelung und Folgen für Kinder und Familien

Sehr geehrter Herr Adenauer, die Pandemie setzt Gesetze außer Kraft, sie verändert unser Miteinander und unsere Lebensgewohnheiten. Das haben wir alle in den vergangenen Wochen und Monaten gelernt. Wenn die Gefahr der Pandemie greifbar ist, halten wir zusammen und halten Abstand. Daran halten wir uns, mein Mann und unsere drei Kinder und ich seit Monaten. Doch Ihre Entscheidungen und die Ihrer Gesundheitsbehörde sind nicht mehr greifbar, nachvollziehbar und vor allem akzeptierbar. Die Folgen Ihrer Entscheidung auf meine Kinder, ihr Sozialverhalten und ihre psychische Belastung sind für mich nach mittlerweile 16 Tagen häuslicher Quarantäne nicht mehr übersehbar. Ich akzeptiere politische Entscheidungen, doch sie müssen faktisch begründbar sein. Mein Mann ist Tönnies Mitarbeiter, er steht als Pressesprecher in der Öffentlichkeit für das Unternehmen. Natürlich steht hier das Unternehmen im Feuer, doch es gibt auch eine private Sicht, im Übrigen von vielen weiteren Familien. Er wurde in den vergangenen fünf Wochen fünf Mal negativ auf Corona getestet. Trotzdem haben wir uns auf die von Ihnen verhängte häusliche Quarantäne für 14 Tage bis zum 2. Juli gehalten. Dann tauchen am 1. Juli ohne Ankündigung vier Soldaten vor unserer Haustür auf, maskiert, ohne Dienstausweiß, ohne Papiere oder Dokumentation und wollen mich und meine Kinder testen. Einen Tag später verkünden Sie öffentlich, dass die Quarantäne für weitere 14 Tage verlängert wird, bis ein zweites negatives Testergebnis vorliegt. Herr Adenauer, wissen Sie was Sie tun? Wir befinden uns heute seit 16 Tagen in Quarantäne, wir sind negativ getestet (so vermute ich es zumindest, schließlich haben wir von ihrer Behörde nie ein Ergebnis bekommen), mein Mann fünf Mal. Von wenigen Leuten im Kreis geht weniger Gefahr aus, als von meiner Familie. Doch Sie sperren uns ein! Mein sechsjähriger Sohn, ein lebhaftes fröhliches Kind, zieht sich mehr und mehr zurück. Er wirkt in sich gekehrt, sucht die körperliche Nähe und fragt warum denn nicht endlich ein Brief kommt, der uns wieder frei lässt. Ich selber habe den Appetit verloren, schließlich mache ich mir große Sorgen um die Folgen für meine Kinder. Versucht man ihre Behörde telefonisch zu erreichen, so geht an der Corona-Hotline ein Mitarbeiter der unteren Wasserbehörde ans Telefon. Herr Adenauer, ist das ihr Ernst? Ihr wichtigstes Argument ist die Sicherheit der Menschen. Doch wer schützt mich und meine Familie? Weder das Jugendamt, noch die Ordnungsbehörden haben sich bisher nach uns erkundigt. Keinerlei Unterstützung für die Beschäftigung meiner Kinder, keine telefonische Nachfrage, weder ein Malblock oder ähnliches, dass aus ihrem Haus gekommen ist. Herr Adenauer, ich fordere Sie als gewählter Landrat auf, mir fachlich zu begründen, welche Gefahr von mir und meinen Kindern ausgeht. Ich akzeptiere demokratische Entscheidungen, doch sie müssen begründbar sein. Sind sie es nicht, erleben wir politische Willkür oder das Versagen von Behörden. Mit freundlichen Grüßen Ruth Vielstädte Leserbriefe müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen, die sich das Recht auf Kürzung vorbehält.

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