Bürgermeister Marco Diethelm und Veit Malalla zur Corona-Situation

Bürgermeister Marco Diethelm und Veit Malalla zur Corona-Situation

Bürgermeister Marco Diethelm und der Facharzt für Allgemeinmedizin Veit Malalla zur Corona-Situation in Herzebrock-Clarholz. Aufgrund der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie mit vielen Infizierten auch in der Gemeinde Herzebrock-Clarholz möchten Bürgermeister Marco Diethelm und der Allgemeinmediziner Veit Malalla Einschätzungen zur Lage geben.

„Die Lage ist ernst, aber ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam die Situation kontrollieren können. Das Corona-Virus kann beim Einzelnen eine potentiell schwere Krankheit auslösen. Die Regel ist das aber nicht“, erklärt Veit Malalla. „Das Problem“, auch darin sind sich Diethelm und Malalla einig, „ist, dass das Gesundheitssystem ins Wanken gerät, wenn die Fallzahlen weiterhin steigen.“ „Ich möchte nicht erleben, dass bei uns priorisiert werden muss, wer behandelt wird und wer nicht“, betont Diethelm.

Wie beurteilen Sie als Bürgermeister die Situation der Familien?

Bürgermeister Diethelm: „Schulen und Kindergärten sollen weiterhin geöffnet bleiben, deshalb müssen wir uns jetzt alle zusammenreißen. Eine Schließung würde nur noch mehr Stress verursachen. Wir erinnern uns alle noch an die Situation, als Eltern zuhause bleiben mussten, um die Kinder zu betreuen, die nicht in die Schule oder den Kindergarten gehen konnten. Das hat mitunter zu einer starken Belastung der Familien geführt. Wir müssen vermeiden, dass ein Homeschooling im Homeoffice wieder den Familienalltag bestimmt!"

Fragen an Veit Malalla:

Wann haben Sie das erste Mal Kontakt mit einem Coronafall gehabt?

Veit Malalla: „Das war Mitte März mit einem der zahlreichen Reiserückkehrern. Bezeichnend war, dass ich diesem Patienten geraten habe, nicht zu fahren. Zum Glück ist alles gut gelaufen, auch wenn der Fall schwer verlaufen ist und der Patient notfallmäßig eingeliefert werden musste.“

Wie beurteilen Sie die sogenannten AHA plus L Regeln?

Veit Malalla: „Am wichtigsten sind und bleiben Abstand und Hygiene im öffentlichen und privaten Umfeld. Wir wissen, dass das Tragen einer Alltagsmaske sowie regelmäßiges Lüften das Infektionsrisiko deutlich reduzieren.“

Wie schätzen Sie die Lage als Allgemeinmediziner ein?

Veit Malalla: „Die Lage ist sehr angespannt. Wir alle wussten, dass die Fallzahlen im Herbst wieder steigen werden. Nun müssen wir jeden Tag erleben, was exponentielles Wachstum heißt. Die Fallzahlen wachsen rapide im Kreis Gütersloh. Dies führt zu organisatorischen Problemen. Nicht nur die Intensivmedizinische Betreuung der schlimmsten Verläufe, sondern auch die Betreuung der Corona-Positiven Fälle in den Pflegeeinrichtungen und im häuslichen Umfeld bringen uns an unsere Grenzen. Die Testkapazitäten in den Praxen sind weitestgehend ausgeschöpft. Was uns in den Gesundheitspraxen wirklich hilft, ist ein besonnener und respektvoller Umgang miteinander. Nur gemeinsam können wir diese besondere Situation für alle lösen. Davon bin ich überzeugt. Wir sind gut gerüstet, niemand muss aus Angst vor einer Ansteckung den Gang zum Hausarzt meiden. Daher möchte ich dringend appellieren, mit Beschwerden den Hausarzt aufzusuchen. Wie üblich mit telefonischer Terminvereinbarung.“

Welche weiteren Maßnahmen könnten Ihrer Meinung nach nützlich sein?

Veit Malalla: „Den ganzen Sommer über haben wir an Hygienemaßnahmen gearbeitet, welche auch gut umgesetzt werden. Ich glaube, dass die Erfahrungen aus der Industrie und auch der Gastronomie auch im Privaten Anwendung finden können. Das Ziel ist ja schließlich, die Einschränkungen möglichst bald zu reduzieren.“

Welche Empfehlungen geben Sie als Bürgermeister den Bürgerinnen und Bürgern in Herzebrock-Clarholz?

Marco Diethelm: „Angesichts der Überlastung der Gesundheitsämter – auch im Kreis Gütersloh, wo inzwischen 45 Bundeswehrsoldaten zur Unterstützung im Einsatz sind – muss jeder seinen Teil zur Bekämpfung der Pandemie beitragen. Wer Symptome hat und eine Infektion befürchtet, sollte sich vorsorglich selbst in Isolation begeben. Der erste Anruf sollte beim Hausarzt erfolgen und nicht beim Gesundheitsamt. Das meldet sich nach einem positiven Coronatest von allein. Man kann dem Gesundheitsamt auch damit helfen, sich vorab zu überlegen, wo man sich in den vergangenen Tagen aufgehalten und wen man getroffen hat. Dies wird vom Gesundheitsamt abgefragt. Das Gesundheitsamt appelliert, diese Kontakte bereits selbstständig zu informieren.“

„Die aktuellen Regeln wirken, wenn sich alle daran halten. Daher ist jetzt Eigenverantwortung gefragt. Wenn wir alle diszipliniert sind, helfen wir mit, die Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden“, appelliert Diethelm an die Bevölkerung. Auch er werde sich strikt an die Regeln halten: „Ich persönlich schränke mich natürlich auch ein. Meinen Geburtstag nächste Woche werde ich beispielsweise nur mit meiner Frau, meiner Tochter und meinen Eltern verbringen.“

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